Betonfertigteilbau – Schreckgespenst oder große Chance für die Zukunft?

May, 20, 2022

1996 traf ich in Taiwan zum ersten Mal einen der führenden Hersteller von Betonfertigteilen. Das Team nahm ein Fertigteilwerk für Wandelemente in Betrieb.

Das Unternehmen beschloss, einen Sprung in der Produktionseffizienz zu machen und bestellte eine entsprechende Anlage. Später investierte unser Kunde auch in eine Anlage für die Herstellung von Hohlplatten, um Decken mit großer Spannweite anbieten zu können.

Inzwischen habe ich als Business Director eines weltweit führenden Anbieters von Stahlbetonverbindungen zahlreiche Bauvorhaben gesehen und mit dutzenden Menschen über Betonfertigteile gesprochen. Ich habe mir ein Bild davon gemacht, warum Bauherren Fertigteile als etwas Beängstigendes ansehen – hier die drei häufigsten Ansichten und meine Antwort darauf:

 

1. Das Planen mit Betonfertigteilen ist schwierig.

Nun, eine Tragwerksplanung erfordert immer Nachdenken und Überlegungen, egal was man zu planen versucht. Es ist immer einfacher, zuerst zu planen, das Ergebnis zu sehen und dann zu ändern. Jedenfalls müssen auch Ortbetonkonstruktionen vor dem Betonieren geplant werden. Das Projekt muss so vollständig wie möglich geplant werden, bevor der Terminplan für die Fertigteile, die Größen der Bauteile usw. festgelegt wird. Traditionen und Gewohnheiten zu ändern, ist eine anspruchsvolle, aber nicht unmögliche Aufgabe. Mit moderner 3D-basierter BIM-Software können kollidierende Konstruktionen und Maßabweichungen bereits im virtuellen Gebäude erkannt werden. Das Arbeitsmodell Cloud Server hat die Zusammenarbeit, z. B. bei der Bauplanung, verbessert und auf die nächste Stufe gebracht. Wenn alle am Planungsprozess Beteiligten innerhalb eines virtuellen Gebäudes arbeiten, werden Probleme erkannt, bevor betoniert wird.

 

2. Betonfertigteile können nicht so belastbar sein wie Ortbetonkonstruktionen.

Nun, sie können es, aber in vielen Fällen ist es nicht notwendig. Es ist wieder eine Frage der Tragwerksplanung. Es gibt einige grundlegende Dinge bei der Planung, angefangen bei der Statik des Gebäudes, der Übertragung der Lasten von oben auf die Fundamente, der Aussteifung des Gebäudes und der Größe der Querschnitte. Eingehende Studien ergeben in der Regel, dass die Tragwerksplanung viel leichter sein könnte als ursprünglich gedacht und sich daher viel besser für die Fertigteilbauweise eignet.

 

3. Bei der Fertigteilbauweise gibt es zu enge Toleranzen

Der Bau ist immer noch eine recht arbeitsintensive Arbeit. Der Mensch überträgt die Maße des Gebäudes von der Zeichnung auf die Baustelle, und es ist eine Frage des fachlichen Könnens, wie gut diese Übertragung gelingt. Moderne Baustellenvermessungselektronik hilft dabei in erstaunlichem Maße. Das Betonfertigteil kann sich an die Toleranzen anpassen, die die Baustelle vorgibt. Eine gut konzipierte Schalungsanlage kann eine Genauigkeit von ±5 mm bei den Abmessungen der Betonfertigteile erreichen, so dass viel Spielraum für die üblichen ±20 mm Toleranzen auf der Baustelle besteht; die Betonfertigteile schränken sie nicht ein.

 

Umweltfragen und Klimawandel erfordern eine CO2-Reduzierung und das Recycling von Rohstoffen. Die Zement- und Betonindustrie entwickelt derzeit neue Betonarten mit geringeren CO2-Emissionen und recycelten oder leicht verfügbaren Rohstoffen. Anstelle von natürlichem Sand könnten die Zuschlagstoffe in Zukunft aus Abfällen anderer Prozesse bestehen. Betonbauten können nach ihrer Nutzung abgerissen werden, Stahl kann wiederverwendet werden, und gebrochener Beton kann zur Deponierung geliefert werden.

 

Betonfertigteile haben gegenüber der Ortbetonbauweise einen Vorteil: Mit moderner Verbindungstechnik kann ein Gebäude auch demontiert und an einen neuen Standort und vielleicht sogar für einen neuen Zweck versetzt werden. Gute Verbindungen können in der Tat viel mehr aus Fertigteilbauten herausholen und zu einer schnellen, sicheren und nachhaltigen Art zu planen und zu bauen führen.

 

 

Petri Suur-Askola

Business Director

Connections

Peikko Group Corporation

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