Deicherhöhung, Bauabschnitt 2, Harlesiel, Wittmund, Deutschland

  • Gebäudeart:
  • Infrastruktur
Vollbild Schließen

Deicherhöhung und -verstärkung im Hafenbereich von Harlesiel

Im Urlaubsort Carolinensiel-Harlesiel wird eine Deicherhöhung und -verstärkung zum Schutz vor Sturmfluten im Hafenbereich umgesetzt. Das Bauvorhaben gliedert sich in zwei Bauabschnitte, von denen der erste Bauabschnitt im Jahr 2024 erfolgreich abgeschlossen wurde.

 

Wo Wasser und Land zusammentreffen

In Niedersachsen wird erheblicher Teil der Landesfläche durch ein 610 Kilometer langes Deichsystem vor Überschwemmungen durch die Nordsee geschützt. Auch hier werden die Folgen des Klimawandels zunehmend spürbar – der Meeresspiegel steigt an, die Sturmfluten nehmen zu und der Küstenschutz wird vor große Herausforderungen gestellt. So wird eine regelmäßige Überprüfung von Bemessungswasserständen und Wellenaufläufen notwendig.

Für den etwa 28 Kilometer langen Abschnitt des Deichs zwischen Dornumergrode und Harlesiel trägt die Deich- und Sielacht Harlingerland die Verantwortung zur Erhaltung und Erneuerung. Vergangene Berechnungen zeigten, dass der Deich in Harlesiel rund 1,50 Meter zu niedrig ist und ausgebaut werden muss, um den aktuellen Sicherheitsanforderungen standzuhalten. Darüber hinaus gilt es zahlreiche Straßen an die angepasste Deichhöhe anzupassen.

Diese Neubewertungen basieren auf verschiedenen Parametern: die örtlichen Verhältnisse des mittleren Tidehochwassers, bislang höchsten gemessenen Wasserstand sowie die Seegangverhältnisse. Hinzu kommt ein Sicherheitszuschlag zur Berücksichtigung des zukünftigen Meeresspiegelanstiegs. Auch die Setzung und Sackung des Deichkörpers werden mit kalkuliert.

 

Historie des Deichumbaus

Die Umbauarbeiten in Harlesiel begannen bereits 2016 mit vorbereitenden Rückbauarbeiten, unter anderem von Gastronomiebetrieben. Es folgten Erd- und Straßenbauarbeiten sowie die Neuverlegung der Trinkwasserleitung.

Der erste Bauabschnitt wurde von April bis Oktober 2024 umgesetzt. In diesem Zeitraum erfolgte eine Erhöhung des Deichkörpers von +7,50 auf +9,00 m NHN (Meter über Normalhöhennull). Der zweite Bauabschnitt folgt dem gleichen Prinzip: Zwischen April und Oktober 2025 ist eine Anhebung des 4,3 Kilometer langen Deichs von +6,30 auf +8,20 m NHN vorgesehen.

 

Baustoffe aus der Region – nachhaltig und effizient

Für den Bau des Seedeichs werden bewährte Materialien eingesetzt: Sandboden für den Deichkern und Klei für die Abdeckung. Klei, ein bindiger Boden aus Ton, Schluff, Sand und organischen Bestandteilen, zeichnet sich durch seine hohe Dichte und geringe Wasserdurchlässigkeit aus und ist daher ideal für den Deichbau geeignet.

Der benötigte Kleiboden wird direkt vor Ort im Rahmen einer Salzwiesenrenaturierung im Deichvorland von Harlesiel gewonnen. Dies reduziert die Anzahl erforderlicher Erdtransporte erheblich und unterstreicht den nachhaltigen Charakter des Gesamtvorhabens.

 

Sonderlösung: Kronenmauer mit effizienter Bewehrungsführung

Üblicherweise werden Seedeiche mit einer drei Meter breiten Krone sowie flach geneigten Böschungen ausgeführt – außen im Verhältnis 1:6, innen 1:3 – und mit einer Grasnarbe versehen, um Wellenüberläufe kontrolliert abzuführen. Die dichte Bebauung und zahlreichen Straßenquerungen in Harlesiel machen eine Standardbauweise des Deichs unmöglich und erfordern eine technisch angepasste Sonderlösung. Durch den Bau einer Kronenmauer mit steinernem Deckwerk kann die geforderte Schutzhöhe auch bei eingeschränkter Böschungsbreite zuverlässig erreicht werden.

Eine zentrale Rolle bei der effizienten Bewehrungsführung spielen die rund 380 STUDIX® Kopfanker von Peikko, die im Bauwerk integriert sind. Das ETA-zugelassene Verbindungssystem gewährleistet nicht nur eine wirtschaftliche und sichere Ausführung, sondern erhält zugleich die bauliche Flexibilität – insbesondere mit Blick auf mögliche spätere Erweiterungen oder Anpassungen. Die Lösung eignet sich ideal für Stahlbetonkonsolen und bewährt sich auch in hochbelasteten, dynamischen Anwendungsbereichen wie dem Deichbau – ein bedeutender Beitrag zum langfristigen Küstenschutz in der Region Harlesiel.

Mehr lesen down-arrow.png

Projektdaten

Projektentwickler:
Deich – und Sielacht Harlingerland
Bauunternehmen:
Arbeitsgemeinschaft Harlesiel West Deichbau, Tell Bau GmbH / Harm Rewerts GmbH, Norden
Architektur:
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Betriebsstelle Aurich
Lieferzeitraum:
2025
Fertigstellung:
2024-2025

Kontakt

Noah Starkloff

Noah Starkloff

Vertriebsinnendienst

Tel. +49 5634 9947 267
[email protected]